Geschäftsstelle in Lutherstadt Wittenberg eröffnet - eine Nachlese
Der Organisationsverein für das Reformationsjubiläum 2017 hat seine Geschäftsstelle in Lutherstadt Wittenberg eröffnet. "Der Countdown ist jetzt eingeleitet", sagte die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann. Das Vorbereitungsteam arbeitet im Philipp-Melanchthon-Gymnasium im Zentrum der Lutherstadt und soll bis 2017 von bislang 50 auf 80 Mitarbeitende anwachsen. Zusätzlich sollen 300 Freiwillige die Arbeit unterstützen.
Sichtbar ist es an der Ecke Lutherstraße - Neustraße: Das Reformationsjubiläum ist da! Der zugige und kalte Winterwind lässt die fünf Fahnen am Straßeneck hektisch flattern. Am früheren Gymnasium prangt groß ein Banner: "Feiern Sie mit uns 500 Jahre Reformation", doch ein rotes Band mit dem Logo der Vereins versperrt noch den Weg in die neue Organisationszentrale für das Reformationsjubiläum. Fünf Hände schneiden beherzt zu - Oberbürgermeister Torsten Zugehör, Geschäftsführer Ulrich Schneider, Reformationsjubiläumsbotschafterin Margot Käßmann, Landrat Jürgen Dannenberg und Geschäftsführer Hartwig Bodmann machen den Weg frei. Im Hintergrund auf der Treppe zum Haupteingang heben sich Hände der Mitarbeitenden von r2017 zu einer La-Ola-Welle voller Begeisterung. "Es ist ein bisschen wie auf einem Kirchentag, nur offizieller", schreibt die Lokalzeitung.
Eine Zeitung aus der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt beschreibt die Stimmung in der Aula: "Deutschlands Fürsten tragen prächtige Gewänder und sind mächtig aufgewühlt: Mitten unter ihnen steht ein Mönch in schlichter schwarzer Kutte und erklärt, warum er nicht anders kann. Auf seinen rasierten Schädel fällt ein Strahl göttlichen Lichts. 120 Jahre alt ist das Wandgemälde im einstigen Melanchthon-Gymnasium von Wittenberg. In Kaiserzeit-Ambiente, zwischen dicken Mauern mit gelbem Klinker, hat sich eine Schar vor allem junger Menschen eingerichtet. Enge Jeans, Hipster-Bärte und Undercut-Frisuren, wo einst Schüler fürs Abitur paukten. Das ausrangierte Melanchthon-Gymnasium ist das Hauptquartier der Planer für die große Reformations-Sause." Im Haus ist die Spannung von damals und heute zu spüren und deshalb wird nicht nur von Geschäftsführer Hartwig Bodmann der Spirit des Hauses gelobt.
Etwa 200 geladene Gäste werden mit einer Andacht von Margot Käßmann auf das Reformationsjubiläum 2017 eingestimmt. Deutlich wird, wie die ganze Stadt reformationsmäßig in Schwung gebracht wird: Die Leute werden über Gott und die Welt und den Glauben diskutieren: "Wir müssen uns immer wieder neu reformieren", ruft sie in den Raum. Margot Käßmann ahnt Vorbehalte in der Stadt - und außerhalb. "Ist Gott zu erkennen in dem, was wir tun? Ist das gut angelegtes Geld?", fragt sie selbst in der Eröffnungsandacht. Das Jubiläum müsse deutlich machen, was die Bibel, was der Glaube heute für die Menschen bedeutet, mahnt sie.
Landrat Jürgen Dannenberg erinnert noch einmal an die Diskussion um das Gebäude: "Es ist Schule und soll auch wieder Schule werden", sagt er und erntet dafür von den Wittenbergerinnen und Wittenbergern Szenenapplaus dafür. Dass der Verein, dessen Vermieter er nun ist, als Zwischennutzer "sehr willkommen" sei, betont er. Damit stehe das Haus nicht leer, bis die Zuschüsse da seien, um daraus wieder eine Schule zu machen. Er habe bei Spaziergängen beobachtet, dass das Haus auch wirklich genutzt werde: "Hier herrscht Betrieb, hier brennt Licht", bestätigt er. Das Gymnasium gehöre zu den Wittenberger Bauten des Architekten Franz Schwechten, wie etwa auch das Landratsamt, in dem sein Büro ist, oder der frühere Bahnhof von Wittenberg.
Oberbürgermeister Torsten Zugehör, der im Ehrenamt auch dem Leitungskreis für das Reformationsjubiläum angehört, erinnert an die ersten und munteren Zusammentreffen mit den Geschäftsführern von r2017. Damals habe es noch die Idee gegeben, "die A9 sperren lassen wollten" zu Parkzwecken. Nicht jede Idee komme dann auch so wie gedacht. Aber mit der Eröffnung der Geschäftsstelle in Lutherstadt Wittenberg würde der Verein zeigen, dass man sich auf das Wort der Geschäftsführer verlassen könne. Schon beim ersten Treffen 2011 habe Hartwig Bodmann angekündigt, dass die Mitarbeitenden des Vereins ihre Geschäftsstelle in Lutherstadt Wittenberg haben werden - und mit der Eröffnung sei diese Zusage eingehalten worden.
Zum Einstand gibt's vom Oberbürgermeister für die neuen Nutzer der alten Schule eine Kaffeemaschine, mit Lutherkopf, denn das schwarze Getränk sei die Voraussetzung, dass bei den vielen Sitzungen gute Ergebnisse herauskommen. Für die Stadt verspricht er: "Wir werden das Beste geben." Die Verantwortlichen der Stadt hätten sich schon anstecken lassen vom Mut der Jubiläumsplaner: "Die kriegen das hin." Die Mitarbeitenden hieß er als neue Bürger willkommen: "Die Reformation kehrt nach 500 Jahren ein klein wenig wieder in unsere Stadt zurück."
Vorgeschmack auf das, was kommt, bietet das Video, das bei der Eröffnungsfeier Premiere hatte. Doch: Die Sonne strahlte durch die klassizistischen Fenster in die Aula des Gymnasiums - zu hell für das Video. Aber da bleibt die Möglichkeit, es online anzuschauen - und die Botschaft von Margot Käßmann zu hören: "Da sollte der Mensch schon dabei gewesen sein" - 2017 in Lutherstadt Wittenberg.